Kunst und ev. Religion unterwegs nach Colmar
Grundkurs Kunst und Grundkurs evangelische Religion
Nach einer zweistündigen Fahrt kamen wir im Colmarer Museum Unterlinden, einem ehemaligen Dominikanerinnenkloster, wo Grünewalds frisch renoviertes Altarhauptwerk heute ausgestellt ist, an. Grünewalds Altar war für die Klosterkirche bestimmt, für den Antoniter-Orden und sein Spital. Die Menschen, die dort gezielt Halt machten, waren Pilger auf der alten Römerstraße von Mainz nach Basel, teilweise Pilger auf der Wallfahrt nach Rom. Hier machten sie Station, um ihr Anliegen dem Heiliger Antonius anzuvertrauen. Viele waren schwerkrank, man sprach damals vom „Heiligen Feuer“ oder auch Antoniusfeuer genannt, einer Hautkrankheit, manche litten unter der Pest, hier suchten sie nach Heil und Heilung.
Die SchülerInnen haben sich in die damalige Zeit versetzt und viel über die Frömmigkeit von damals erfahren. Die Krankheit, so dachte man damals, war das Ergebnis von Schuld und Strafe Gottes. Viele konnten sich mit dem leidenden Christus identifizieren, der selbst in der Darstellung der Kreuzigung als im Schmerz verkrampfter Mensch von Grünewald dargestellt wurde. In ihm entdeckten viele ihre eigene Leidensgeschichte und somit auch Trost. Die drei unterschiedlichen Tafeln, mit zahlreichen Details Anspielungen versehen, waren den Menschen damals verständlich. Im theologischen Verständnis dieser Zeit dachte man, dass erst durch Leiden und Schmerz es demnach dem Menschen möglich ist, die grenzenlose Liebe Gottes mit allen Sinnen zu begreifen.
Neu für die SchülerInnen war die Feststellung, dass in diesem Altar, der bildlichen Darstellung, für viele Menschen, die nicht lesen konnten, ein Zugang zu den biblischen Texten ermöglicht wurde, selbst wenn Geschichten, die nicht in der Bibel vorkamen, hinzugefügt wurden, man nannte sie auch die Bibel der Armen. Die Verkündigung ist das Wichtigste. Die Botschaft des Altars lautete: Krankheit ist nicht mehr mit Schuld verbunden.
Dank der vielen Erklärungen von Frau Stefanie Schwab, konnte die Tiefe und Stärke der Farben als Sprachmelodie für die Botschaft der Bilder verstanden werden.
Der Isenheimer Altar wurde als Meisterwerk der Kunstgeschichte gegen Ende des 19. Jahrhunderts wiederentdeckt und vor allem im 20. Jahrhundert breit und vielfältig in der Kunst rezipiert. Wir haben noch Otto Dix betrachten können. Mehr als hundert Werke von Dix knüpfen an Grünewalds Meisterwerk an.
Nach dieser intensiven Reise in die Vergangenheit, wir haben noch einen ganz aktuellen Sparziergang durch die wunderschöne und sonnige Stadt Colmar unternommen.
Dr. Dominique Ehrmantraut