7.3 Die Epochalnote
Die Epochalnote ist – aus pädagogischer Sicht – eine sinnvolle Note, die aussagekräftig ist und geeignet, das leistungsmäßige Gesamtbild des Schülers zu erfassen und entscheidend zu ergänzen.
In allen Fächern kann der Lernfortschritt durch die Epochalnote bewertet werden. Sie erfasst eine Leistungsbandbreite des Schülers, die über rein stoffbezogene Leistungen hinausreichen und auch den persönlichen Eindruck des Lehrers wieder geben kann. Die Epochalnote ist auf eine Unterrichtseinheit begrenzt zu erteilen und erfasst
- die Fähigkeit zur Initiative im Unterricht
- die Fähigkeit zum Aufgreifen fremder Gedanken und Argumente
- die Fähigkeit zu Diskussion und fachliche Weiterführung unterrichtlicher Inhalte
- die Fähigkeit zu angemessenem sprachlichen Ausdruck
...stellt somit eine zusammenfassende Wertung der qualitativen Mitwirkung des Schülers dar.
Die allgemeine Arbeitshaltung als solche darf nicht in die Leistungsbeurteilung eingehen.
Bei der Erteilung einer Epochalnote ist zu beachten:
- den Schülern wurde das Erteilen von Epochalnoten angekündigt und vom Verfahren her erläutert
- besondere Beobachtung einer Gruppe von Schülern über mehrere Unterrichtsstunden hinweg innerhalb einer Unterrichtseinheit ohne Bekanntgabe der Namen
- Eintragung von Merkmalen als Gedächtnisstütze für spätere Begründungen
- Bekanntgabe der Note am Ende der Unterrichtseinheit mit Gelegenheit zu einem pädagogischem Gespräch mit einzelnen Schülern.
Eine Epochalnote erst kurz vor dem Zeugnis sollte unbedingt vermieden werden. Der Prozess des Lernens bedarf einer rechtzeitigen Rückmeldung durch schulische Noten, damit den Schülern die Notwendigkeit von Leistung und Leistungsforderung einsichtig und so der Lernfortschritt konstruktiv unterstützt wird. Der gelegentlich immer noch anzutreffende Mechanismus: „ drei Mal keine Hausaufgaben oder gar drei Mal zu spät kommen oder drei Mal das Buch vergessen – „eine Sechs/0-MSS -Punkte!“, hat mit Pädagogik und einer sachgerechten Leistungsfeststellung wenig zu tun. Noten dienen nicht der Bestrafung für undiszipliniertes Verhalten. Dies gilt auch für die Epochalnote.
Die Epochalnote ist keine Vorschrift, kein Zwang, sondern eine Möglichkeit unter anderen..., die genutzt werden kann, das Gesamtleistungsbild abzurunden.... Lehrer, die sie nutzen, müssen gleichwohl vorsichtig mit ihr umgehen, so ist es empfehlenswert,
- ihre Bedeutung und ihr Zustandekommen sowohl den Schülern als auch den Eltern zu erläutert
- sie erst dann zu geben, wenn die Klasse dem Lehrer länger bekannt ist
- sie mehr in der Mitte und dem zweiten Drittel des Schuljahres zuzuordnen und das Schuljahresende von ihr freizuhalten
- sie im Ein-Stunden-Fach.... nur für kürzere Zeitabschnitte vorzusehen
- sie gelegentlich auch einmal nur einem Teil der Klasse zu geben
Schulordnung: Grundlagen der Leistungsfeststellung und Leistungsbeurteilung (§ 45, SchO)
(1) Leistungsfeststellung und Leistungsbeurteilung werden gemäß § 20 Absatz 1 des Schulgesetzes durch die pädagogische Verantwortung und die Freiheit des Lehrers bestimmt. Schülerleistungen sind als Schritte und Resultate im Lernprozess zu sehen.
(2) Bei der Leistungsfeststellung und der Leistungsbeurteilung ist nach Eigenart des Faches eine Vielzahl' von mündlichen, schriftlichen und praktischen Arbeitsformen zugrunde zu legen, wie Beiträge zum Unterrichtsgespräch, Diskussionsbeiträge, mündlicher Vortrag, mündliche
Überprüfung, Hausaufgaben, mündliches und schriftliches Abfragen der Hausaufgaben, Unterrichtsprotokolle, schriftliche Überprüfungen (§ 47 Absatz 2), schriftliche Ausarbeitungen zur Übung und zur Sicherung der Ergebnisse einzelner Unterrichtsstunden, Klassenarbeiten und praktische Übungen im künstlerisch-musischen und technischen Bereich sowie im Sport. Alle zur Leistungsfeststellung herangezogenen Arbeitsformen müssen im Unterricht geübt worden sein.
(3) Die Leistungsbeurteilung erfolgt punktuell oder epochal. Die Anzahl der Leistungsbeurteilungen kann bei den einzelnen Schülern verschieden sein.
(4) Schülern mit Behinderung ist bei der Leistungsfeststellung eine der Behinderung angemessene Arbeitserleichterung zu gewähren.
Epochalnoten sind gemäß § 45 Absatz 3 Satz 1 möglich, aber nicht verpflichtend. Nur eine Epochalnote für ein ganzes Halbjahr zu geben ist unzulässig; denn sie bezieht sich auf eine Unterrichtseinheit (§ 51 Absatz 2 Satz 3). Also können es keine, eine oder mehrere sein, denn es müssen auch nicht ständig Epochalnoten erteilt werden. Es ist jedoch unzulässig, die Epochalnoten an den Noten der Klassen- oder Kursarbeiten zu
orientieren, da schriftliche und mündliche Schülerleistungen getrennt zu bewerten sind.
Die Schülerin/ der Schüler...........
- fasst zu Beginn die Lernergebnisse der letzten Stunde, das Kernproblem und den Ist-Stand auf dem Weg zur Lösung treffend und vollständig zusammen
- fasst im Verlauf der aktuellen Stunde die Lernergebnisse, das Kernproblem und den Ist-Stand auf dem Weg zur Lösung treffend und vollständig zusammen
- beteiligt sich aktiv und konstruktiv (qualitativ) am Unterrichtsgespräch
- bemüht sich durchgängig um deutliches Sprechen und achtet auf die Sprache(z. B. vollständige Sätze)
- hat seine Hausaufgaben vorbildlich erledigt oder mehr als gefordert geleistet
- arbeitet während einer Stunde wechselhaft mit und bringt gute Beiträge nur nach Aufforderung
- hat das Tafelbild und die Lernergebnisse der letzten Stunde vorbildlich ausgearbeitet
- hat in einer Gruppenarbeit mit seiner Arbeitsgruppe gute Ergebnisse erzielt
- hat mit seiner Gruppe die Ergebnisse einer Gruppenarbeit ausgezeichnet präsentiert
- hält sich oft nicht an vereinbarte Regeln der Gesprächsführung, der Diskussion
- trägt zur Unterrichtsarbeit der aktuellen Stunde fast nichts bei
- spricht immer wieder nur zu leise und undeutlich und/oder in unvollständigen Sätzen
- hat seine Hausaufgaben nicht oder nur unzureichend erledigt
- bemüht sich nicht darum, gelernte Fachbegriffe sachgerecht zu verwenden
- ist der stillen Wesensart entsprechend sehr zurückhaltend, aber immer bei der Sache und "am Ball"
- ist nur dann aktiv, wenn es etwas dafür gibt
- behindert die Kommunikation, weil Äußerungen der Mitschüler nicht aufgenommen oder beachtet werden
- handelt im Team uneigennützig, bemüht sich um die anderen
- strengt sich, trotz sonst sehr schwacher Leistungen, unheimlich an
- War, als "Helfer" eingesetzt, den Mitschülern eine echte Stütze
- hat in einer Projektgruppe wesentliche Impulse zur Konkretisierung und Ausgestaltung der Projektidee gegeben
- behindert das eigene Lernen und das der Lerngruppe, weil notwendige Arbeitsmaterialien nicht präsent sind
- erledigt einen Arbeitsauftrag in vorbildlicher Manier
Die unterrichtsbegleitende Leistungsfeststellung (Epochalnote)
Die unterrichtsbegleitende Beobachtung des Schülerverhaltens stellt für den Lehrer die entscheidende und unverzichtbare Rückmeidung dar, von der seine methodischen Maßnahmen wesentlich beeinflusst und gesteuert werden. Diese Beobachtung kann aber
- auf den einzelnen Schüler bezogen auch bei geeigneter Handhabung zur
Leistungsfeststellung und
-beurteilung dienen.
Die daraus resultierende Bewertung wollen wir im Folgenden als Epochalnote bezeichnen. Sie erweitert die Beurteilungsgrundlagen um wichtige Aspekte.
Allgemeines zur Epochalnote
Mit der Epochalnote wird die von einem Schüler über einen bestimmten Zeitraum im Unterricht erbrachte Leistung beurteilt.
Diese Leistung im Unterricht setzt sich aus verschiedenen Leistungsdimensionen zusammen. Das Spektrum der verschiedenartigen Anforderungen wird dann besonders breit sein, wenn der Unterricht auf selbständige und aktive Erarbeitung mathematischer Zusammenhänge durch den Schüler ausgerichtet ist.
Insbesondere können mit der Epochalnote auch die für die Mathematik wesentlichen Fähigkeiten erfasst werden, die sich weniger exakt durch ein Endverhalten beschreiben lassen, sondern vorwiegend während eines Lern- oder Erarbeitungsprozesses wirksam werden.
Die Epochalnote behält gerade wegen der Vielfalt der erfassbaren Leistungsdimensionen und des Einbezugs der prozessualen Komponente den Charakter einer "Eindrucks- oder Schätzbeurteilung". Sie erfährt ihre entscheidende Legitimation durch die Sach- und Beurteilungskompetenz des Lehrers.
Dieser Mangel an objektiver Belegbarkeit der Epochalnote kann durch Angabe der Kriterien, nach denen der Gesamteindruck zustande kommt, abgeschwächt werden.
Darüber hinaus können bei richtiger Handhabung entscheidende Vorteile verdeutlicht werden:
- die Epochalnote stellt keine punktuelle Leistungsüberprüfung dar. Sie ermöglicht damit eine Reduzierung der ausgeprägten Prüfungssituationen und der damit verbundenen negativen Sekundäreffekte.
- die kontinuierliche Mitarbeit des Schülers wird anerkannt. Der Schüler wird dadurch angeregt, seine Fähigkeiten aktiv in den Unterricht einzubringen.
- der subjektive Lernfortschritt des einzelnen Schülers kann problemloser als bei vielen anderen Leistungsfeststellungen miterfasst werden.
Besondere Probleme der Epochalnote
Die Epochalnote darf nicht dazu führen, dass sich der Schüler ständig in einer
Prüfungssituation fühlt.
Dazu muss deutlich werden:
- punktuell falsche Äußerungen oder unzutreffende Vermutungen führen nicht zu einer negativen Wertung bei der Epochalnote,
- kurzfristig geringere Aktivität (etwa wegen Schwerpunktbelastung in anderen Fächern) bedeutet keine Abwertung der Epochalnote, es zählt die über einen längeren Zeitraum eingebrachte oder herausgeforderte Leistung im Unterricht.
Schüler mit mehr passiver Grundhaltung oder mit besonderer Gewissenhaftigkeit bringen ihre Leistung weniger aktiv oder erst nach langem Zögern in den Unterricht ein. Diese Schüler müssen Gelegenheiten erhalten, bei denen sie zur Einbringung ihrer Leistung ermuntert bzw. aufgefordert werden.
Es muss außerdem verdeutlicht werden, dass weniger die Quantität der Mitarbeit, sondern in erster Linie die an Kriterien orientierte Qualität ausschlaggebend ist.
Gute Epochalnoten sind i. d. R. leichter zu belegen als schlechte. Schüler, deren
Mitarbeit nach einer bestimmten Zeit eine schlechte Epochalnote erwarten lässt, sollten n.M. vor der Festlegung der Note auf diese Tendenz aufmerksam gemacht werden und damit Gelegenheit zur Verbesserung erhalten.
Die Beurteilung über Epochalnoten stellt hohe Anforderungen an den Lehrer. Er muss während des Unterrichts beobachten, Kontrollergebnisse festhalten und diese schließlich zu einem Gesamteindruck zusammensetzen. Dies setzt neben geeigneten Interaktionsformen und der bewussten Einplanung von Einzelbeobachtungen auch eine von der Anzahl überschaubare Lerngruppe voraus.
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