Segel setzen - auf zu neuen Ufern
Mit einem Ökumenischen Gottesdienst in der Stiftskirche haben sich unsere Abiturientinnen und Abiturienten am Donnerstag, 15. März 2018 von der Schulgemeinschaft verabschiedet (Bilder unter Galerie) .
Frau Dr. Ehrmantraut begrüßte sie mit den Worten:
Herzlich Willkommen zu unserem ökumenischen Abiturgottesdienst hier in der Stiftskirche. Wir freuen uns, dass Sie alle so zahlreich erschienen sind, um gemeinsam mit uns für unsere vergangene Schulzeit zu danken und uns auf unsere Zukunft vorzubereiten. Wir feiern diesen Gottesdienst unter dem Thema „Segel setzen – Auf zu neuen Ufern!“.
Bisher befanden wir uns immer in einem sicheren Hafen -das MSG ist uns vertraut und unsere Lehrer, Eltern, Geschwister, Freunde und Mitschüler haben uns während unserer Schulzeit begleitet und zur Seite gestanden.
Doch nun werden wir diesen sicheren Hafen verlassen. Wir setzen mit dem Abitur unsere Segel und fahren auf das weite Meer hinaus. Einige von uns werden reisen, studieren, eine Ausbildung beginnen oder ein freiwilliges soziales Jahr absolvieren. All dies ist noch unbekannt, neu und somit auch ungewiss für uns. Jedoch vertrauen wir darauf, dass wir auch in Zukunft bei starkem Wellengang, in Zeiten von Krisen oder Zweifeln von unseren Familien und Freunden unterstützt werden, sowie diese Zeiten mit unseren am MSG erlernten Fähigkeiten zu meistern.
Im Vertrauen auf Gottes Wegbegleitung bitten wir um Schutz für jeden einzelnen in unserer Stufe auf dem offenen Meer, ob im Ausland, in der Ausbildung oder im Studium, sodass wir auch bei starkem Gegenwind unsere Ziele erreichen mögen.
In diesem Sinne freuen wir uns sehr, gemeinsam mit Ihnen unseren Abschlussgottesdienst zu feiern.
1. Korinther 13, 11-12
V. 11 „Als ich ein Kind war, redete ich wie ein Kind, dachte wie ein Kind, überlegte wie ein Kind. Als ich aber erwachsen war, hatte ich das Wesen des Kindes abgelegt.
V. 12 Denn jetzt sehen wir alles in einem Spiegel, in rätselhafter Gestalt, dann aber von Angesicht zu Angesicht. Jetzt ist mein Erkennen Stückwerk, dann aber werde ich ganz erkennen, wie ich auch ganz erkannt worden bin.“
Liebe Festgemeinde,
K: Das Abitur – für mich als Kind bedeutet das Freiheit und Aufbruch in ein neues, aufregendes Leben. Als Abiturient, da ist man erwachsen und das Leben geht erst so richtig los.
A: Also ich bin gerade Abiturient und kann dir sagen: so einfach ist es nicht. Ein ganzer Ozean voller Möglichkeiten tut sich vor mir auf und ich bin trotzdem total planlos, wie mein Leben in Zukunft aussehen soll. Mein Spiegelbild ist noch nicht ganz klar, ich stehe immer noch vor vielen Rätseln.
K: Was gibt es zu sehen, wenn Du im Spiegel ein wenig tiefer blickst?
Du bist doch erwachsen! 13 Jahre lang warst du in der Schule, da hast du mit der Zeit bestimmt herausgefunden wo deine Stärken und Schwächen liegen. Du hast die Pubertät überstanden und bist sogar volljährig. Jetzt stehen dir alle Wege offen, du musst nur noch entscheiden wo du hin willst.
A: Ja, das stimmt! Ich habe in meiner Schulzeit nicht nur Einiges dazugelernt (und immer neue Rätsel gelöst), sondern auch mein Körper und meine Persönlichkeit hat sich im Laufe der Zeit durch die vielen Begegnungen verändert. Martin Buber, ein großer jüdischer Philosoph und Theologe schrieb eine Wahrheit: „Der Mensch wird am Du zum Ich“.
K: Ich sag es doch, du bist erwachsen. Also weist du jetzt alles, genauso wie meine Eltern.
A: Naja, erwachsen fühle ich mich eigentlich gar nicht so richtig. Ich denke, irgendwie bleibt man immer ein Kind. Das ist ja auch gar nicht schlecht. Trotzdem habe ich schon viele Dinge gelernt, die zum Erwachsensein dazugehören, wie zum Beispiel Selbstständigkeit. Aber manchmal wünsche ich mir, wieder ein Kind zu sein. Du musst noch keine eigenen Entscheidungen treffen und hast deine Eltern, die auf dich aufpassen. Dort bist du geborgen und in Sicherheit, außerdem hast du noch nicht so viel Stress und kannst den ganzen Nachmittag mit deinen Freunden spielen. In der Zeit muss ich entweder lernen oder ich gehe arbeiten, mit Freunden treffen kann ich mich dann nur abends oder am Wochenende.
K: Dafür muss ich immer machen was meine Eltern sagen! Ich muss mein Zimmer aufräumen und früh ins Bett gehen. Außerdem bekomme ich manchmal sogar Süßigkeiten- oder Fernsehverbot, wenn ich mal wieder Streit mit meinen Eltern hatte. Also ich wäre lieber so frei wie du, du kannst tun was du willst und einfach selbst entscheiden was du machst.
A: Leider ist das nicht immer so einfach und mit meinen Eltern streite ich mich immer noch ziemlich oft, auch wenn ich heutzutage keine Verbote mehr bekomme. Genauso wie du habe ich auch viele Probleme und die sind manchmal auch größer als deine. Mein größtes Problem momentan ist die Entscheidung, was ich jetzt eigentlich nach dem Abitur machen will. Seit drei Jahren arbeite ich auf das Abitur hin, lerne, schreibe Kursarbeiten und versuche, gute Noten zu bekommen. Vor ein paar Wochen habe ich dann das Abitur geschrieben, die letzte Hürde vor dem Ziel. Wenn mich Leute vor ein paar Jahren gefragt haben, was ich denn später mal machen will, dann hatte ich immer eine Antwort parat. Ich hatte große Pläne, wollte erst die Welt bereisen und dann etwas Spannendes und Interessantes studieren. Als es dann auf das Abi zuging, wurden meine Antworten auf diese Frage immer vager und irgendwann lag meine ganze Konzentration allein auf dem Abitur. Aber jetzt ist das Abitur vorbei und ich muss mir selbst die Frage stellen: Was will ich machen, wo will ich hin, was ist mein Plan?
K: Aber das ist doch gar nicht so schwer. Du schaust einfach, was du gut kannst und das wirst du dann von Beruf. Und wenn du Lust hast, dann machst du jetzt einfach noch ein bisschen Urlaub, du hast doch sowieso Zeit und nichts zu tun!
A: Wenn du das sagst, hört sich das ja alles ganz einfach an. Aber um Urlaub zu machen braucht man ja auch Geld! Und davon habe ich gar nicht so viel. Auch die Berufswahl ist leider etwas komplizierter. Heutzutage gibt es so viele Möglichkeiten, ich kann eine Ausbildung machen, studieren, oder doch lieber erstmal ein Praktikum? Es gibt so viele verschiedene Möglichkeiten und ich weiß ja noch gar nicht, welcher Beruf mich wirklich interessiert.
K: Das weiß doch jeder! Also ich will später mal Tierärztin werden.
A: Schön, dass du das schon weißt. Früher hatte ich auch viele Pläne, was ich später mal mache. Aber heute bin ich mir da nicht mehr so sicher. Diese Entscheidung ist so wichtig, damit entscheide ich schließlich, was ich für den Rest meines Lebens arbeiten werde. Vielleicht ist der Beruf, den ich mir aussuche, gar nicht das Richtige für mich.
Wenn ich mich im Spiegel anschaue, bleibt der unvollkommene Blick, der menschliche Blick, der Blick aus dem Stückwerk heraus. Unsicherheit und Hoffnung zugleich.
K: Aber das macht doch nichts. Du kannst dich doch auch noch umentscheiden. So wirst du schon herausfinden, was dir Spaß macht.
A 2 : Dein Spiegelbild, das wollte Paulus wahrscheinlich ausdrücken, bleibt immer bruchstückhaft, sowie auch unser Wissen und unsere Erkenntnis. Aber es geht immer zum neuen Ufer voran, persönlich wie auch beruflich. Und wenn du doch mal an dir zweifelst, denke immer daran: An deiner Seite werden immer deine Freunde und Familie stehen, die dich unterstützen, du bist also nie alleine. Gottes Blick auf uns in unserem Spiegel ist ein anderer: ein Blick der Liebe.
Gott glaubt an Dich!
A: Ja, wir sollen uns selbst mutig anschauen. Vertrauen wir uns dabei Gott an, er will, dass unser Leben Sinn macht. Wagen wir es , setzen wir gemeinsam die Segel auf zu neuen Ufern und mischen wir uns ein in Gottes Welt.
Amen