Grabsteine als stumme Zeugen vergangenen Lebens in Landau
Gezielte Erkundung und Spurensuche auf dem jüdischen Teil des Friedhofs von Landau von der 8 AC (evangelische Religionsgruppe)
Nach dem Besuch des Museums im Frank- Loebschen Haus kamen zahlreiche Fragen über das Schicksal Landauer Juden auf. Welche Berufe hatten sie, wo lebten sie, welche Funktionen nahmen sie im öffentlichen Leben ein? Ja, die Lebensgeschichten von zahlreichen Juden aus Landau sind ein wichtiger Teil der Stadtgeschichte, die jüdische Gemeinde gestaltete aktiv das Zusammenleben vor Ort mit.
Mit großer Genauigkeit betrachteten die Schülerinnen und Schüler die Größe der Grabsteine, die darauf geschriebenen Texte, die von Erfolg und Wohlstand Zeugnis ablegen, sie vernahmen die Symbole und die verschiedenen Inschriften in deutscher und hebräischer Sprache. Lena stellte fest, dass im Laufe des 19. Jahrhunderts die Inschriften durch deutschsprachige Texte ergänzt oder dazugeschrieben wurden, zuerst nur der Name auf der Rückseite des Grabsteins, danach auch auf der Vorderseite. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts werden es zunehmend deutsche Inschriften, ein Zeichen für die gute Integration der jüdischen Gemeinde im Landauer Leben, vielleicht auch auf den Verlust der Kenntnisse der hebräischen Sprache zurückzuführen.
Es gab auch einige „Aha-Erlebnisse“. David und Justus stellten fest, dass bei vielen Sterbedaten, die die Zeit von 1914-1918 (Erster Weltkrieg) betreffen, viele jüdische Männer als Soldaten für Deutschland ihr Leben verloren. Oder die Enkelkinder, die mit einem Grabstein an die in die Konzentrationslager deportierten und dort ermordeten Eltern erinnern, Dr. Isaak Frank, Augenarzt (1886-1942) und Else Frank (1896-1942).
Interessante Berufe sind auf den Grabsteinen zu lesen: Rechtsanwalt, Augenarzt, Berufe, die das Bild einer Stadt prägen, Salomon und Joseph Dannheisser, sie erwerben 1873 den Maulbeerbaum, um dort eine Sprituosen- und Lebensmittelhandlung zu errichten. Max Dannheisser war Eisenhändler, Viktor Kaufmann und Oskar war im Kolonialwarengroßhandel tätig, die Geschichte einer Familiendynastie. Andere Beispiele legen Zeugnis von der Familie Weil ab, die eine Weinhandlung betrieben.
Charlotte entdeckte das Grab zweier Rabbiner, Kurt Metzger (1893-1934) und Dr. Elias Grünebaum (1836-1893), die hier beerdigt sind, Dr. Grünebaum hat jüdische Schülerinnen in unserer Schule unterrichtet.
Eine schöne Reise in die Vergangenheit und das bunte Landauer Leben.
Dr. Dominique Ehrmantraut