Vorbild im Thema Frauenrechte - Ein Leuchtturm der Gleichberechtigung
In Ruanda sind ca. zwei Drittel der Delegierten im Parlament weiblich. Auch ungefähr die Hälfte der Posten auf Ministerialebene und der Richterschaft im obersten Gerichtshof sind von Frauen besetzt. Generell sind die Frauenquoten in Ruanda alles andere als schlecht.
Doch wie kam es dazu, dass Ruanda so ein Musterland für Gleichberechtigung, nicht nur in Afrika, aber auf der ganzen Welt wurde?
Dazu muss man zuerst ein bisschen in die Vergangenheit des Landes schauen. Vor 25 Jahren fand in Ruanda ein großer Völkermord an den Tutsi statt. Die Tutsi sind eine der zwei Gruppen der Bevölkerung, deren Unterscheidung erst durch die Kolonialmächte Deutschland, Großbritannien und Belgien verfestigt wurde.
Nachdem über eine Million Menschen den Mördern aus den Reihen der Hutu zum Opfer fielen, bestand die Bevölkerung zu 70 % aus Frauen. Diese haben das zerstörte Land wieder aufgebaut und so ebenfalls Arbeiten verrichtet, die traditionell Männern zugeschrieben wurden. Die neue soziale und gesellschaftliche Rolle wurde von der Regierungspartei RPF sowie dem heutigen Präsidenten Kagame unterstützt.
Seit der 2003 eingeführten Verfassung gibt es im Parlament eine Frauenquote von 30%. Allerdings sind momentan nicht nur die reservierten 24 von 80 Plätzen im Parlament von Frauen besetzt, sondern ganze 54.
Es wurden ebenfalls Gesetze zur Gleichberechtigung von Frauen verfasst. Darauf folgte 2005 das Maputo-Protokoll. Es ist eine Ergänzung zu der Banjul-Charta (oder auch ,,Afrikanische Charta der Menschenrechte und Rechte der Völker“) und beschreibt in insgesamt 31 Artikeln die spezifischen Rechtsansprüche zum Schutz von Frauen und Mädchen. (Unter folgendem Link ist das vollständige Protokoll auf englischer Sprache zu finden: https://www.achpr.org/instruments/women-protocol .)
Ruanda war 2008 das erste Land weltweit mit mehr weiblichen als männlichen Abgeordneten und belegte 2017 beim Global Gender Gap Report den 4. Platz bei geschlechtlicher Gleichberechtigung. Zum Vergleich; Deutschland belegte nur Platz 12.
Doch trotz festgeschriebener Gesetze gibt es noch immer Menschen dort, welche die traditionellen Rollen der Geschlechter in ihren Köpfen haben. Dadurch kommt es, vor allem in eher ländlichen Regionen, nicht selten zu häuslicher und sexueller Gewalt und ungleicher Bezahlung. Also die gleichen Probleme wie bei uns.
Aus diesem Grund gibt es viele Organisationen zum Frauenschutz. Diese bestehen aus Zusammenschlüssen von zusammenarbeitenden Frauen, welche teilweise auch mit rheinland-pfälzischen Vereinen kooperieren, wie zum Beispiel mit dem Frauennotruf Mainz e.V.
Marlene Härtel