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08.07.2021

1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland


 

Felix Mendelssohn, Heinrich Heine, Walther Rathenau, Henriette Herz und Albert Einstein, jeder kennt sie, doch was eint sie? Sie alle sind bedeutende Persönlichkeiten des Jüdischen Lebens in Deutschland, welches schon seit mehr als 1700 Jahren Teil unserer Gesellschaft ist. Dieses Jubiläum ist natürlich ein Grund zum Feiern der jüdischen Kultur und der jüdischen Gemeinden in Deutschland, doch auch ein Grund, in die Geschichte zurückzublicken und daraus zu lernen 

Jüdisches Leben und Identität gab es hier schon lange bevor Deutschland als solches überhaupt entstanden ist, doch trotzdem wurden Juden lange nicht als Teil der Gesellschaft akzeptiert und anerkannt, sondern ausgegrenzt, angefeindet und im schlimmsten Fall sogar umgebracht. Spätestens ab dem Mittelalter ist belegt, dass jüdische Existenz der mehrheitlich christlichen Gesellschaft ein Dorn im Auge war. Sie wurden von der Ständeordnung ausgeschlossen und bei der Wahl ihres Berufes eingeschränkt. Im Zuge der ersten Kreuzzüge um das Jahr 1100, und auch später, ausgelöst von der Pestepidemie in den Jahren 1348 bis 1351, kam es zu Pogromen, bei denen Tausende Juden um ihr Leben gebracht wurden. Gerüchte, Vorurteile und der verzweifelte Wunsch einen Sündenbock zu finden, führte zu einem seit vielen Jahrhunderten tief verwurzelten Antisemitismus. Auch der Ausgang des Mittelalters führten nicht zu größerer Akzeptanz jüdischen Lebens, viel mehr wurde der Judenhass bestärkt, nicht zuletzt auch durch antisemitische Inhalte der Schriften von Martin Luther. Doch nicht nur in Deutschland prägt Judenhass die Geschichte, viel mehr handelt es sich um eine Konstante europäischer Geschichte, so gab es über viele Jahrhunderte hinweg Judenvertreibungen in Portugal, England, Frankreich und anderen Gegenden Europas, wodurch sich nicht zuletzt auch viele Juden in Deutschland ansiedelten, um ein besseres Leben führen zu können. Der Höhepunkt des Antisemitismus ist jedoch zweifelsfrei in der deutschen Geschichte zu finden, das Kapitel des Holocaust. 

In der Zeit vor dem zweiten Weltkrieg nahm der Antisemitismus immer weiter zu. Dies resultierte in den Nürnbergergesetzen (1935) und der “Reichspogromnacht” (09. November 1938). Ab 1933 wurden in ganz Deutschland Konzentrationslager gebaut, in denen über die Jahre Hundertausende Juden hingerichtet wurden. 1942 trafen sich Nazis in führenden Positionen zur Wannseekonferenz, um über die “Endlösung der Judenfrage” zu entscheiden. Das Ergebnis war der Beschluss zur Deportation aller Juden. Zum Ende des zweiten Weltkrieges versuchten die Alliierten so viele KZs wie möglich ausfindig zu machen und die Gefangen zu befreien. Das Ende des Krieges brachte den Juden zurecht Hoffnung auf eine bessere und sichere Zeit. 

Seitdem hat sich die Lage für die jüdische Bevölkerung in Deutschland drastisch gebessert. In unserer heutigen Zeit ist die jüdische Kultur aus unserer Gesellschaft nicht mehr wegzudenken. Dennoch können wir nicht behaupten, dass der Antisemitismus aus unserer heutigen Welt verschwunden ist, immer wieder erlebt er Auftriebe, über die sich die Gesellschaft bewusst sein muss. Jeder muss aktiv werden, so dass wir als Gemeinschaft den Hass vernichten können. 

AG, Carlotta, Julia, Lilly und Sophie / MSS 11