Der „Betze“ unterm Hakenkreuz
Seit 1952 veranstalten die Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit jedes Jahr die „Woche der Brüderlichkeit“. Das diesjährige Jahresthema lautet: „Fair Play-Jeder Mensch zählt“, dabei steht der Sport als wichtiger Ort der Begegnung und des menschlichen Miteinanders im Blick. Der Sport ist in vielen Aspekten ein Spiegelbild der Gesellschaft. Herr Dr. Herzog zeigte dies sehr anschaulich mit seinem Vortrag im MSG unter dem Thema: „Der „Betze“ unterm Hakenkreuz“. Schon seit längerer Zeit beschäftigt sich der Autor, selbst Mitglied beim 1.FCK, mit der Frage, wie die politischen Verstrickungen in der Zeit des Nationalsozialismus in Kaiserslautern ausschauten, wie politisch der Sport ist, wie war das beim 1.FCK von 1933 bis 1945? Jüdische Spieler und Sportfunktionäre gab es bis in der 30-ger Jahre, doch mit der sogenannten „Stuttgarter Erklärung“ vereinbarten 1935 die Fußballvorstände mehrerer deutscher Clubs, u.a. Schalke, St.Pauli…auch der 1.FCK keine jüdischen Spieler mehr im Verein zu dulden. Der damalige Vorsitzende Dr. Ludwig Müller war wesentlich daran beteiligt, obwohl er privat weiterhin Kontakte zu Juden pflegte. Die besondere Bedeutung von Fritz Walter wurde im Vortrag herausgestellt. Spielte Fritz Walter, gewann der FCK, spielte er nicht, verlor der FCK. Die politische Einstellung der Spieler war von großer Gleichgültigkeit geprägt, es gab fanatische Anhänger der NSDAP, wenige Gegner, viele Mitläufer. Herr Dr. Herzog sprach von der Handlungsgemeinschaft. Nach dem Krieg gab es keine Aufarbeitung der Geschichte, ( damnatio memoriae),viele wurden wieder in die Ämter gewählt, Fritz Walter äußerte sich nicht zu politischen Fragen seiner Vergangenheit, so wie viele Andere ebenso nicht. Erst in den letzten Jahren kommt es zu einer Beschäftigung mit dem „Betze unterm Hakenkreuz“.
Herrn Dr. Herzog ist es gut gelungen, anhand der Geschichte des 1.FCK auf die grundlegende Schwierigkeit der Aufarbeitung von Geschichte zu verweisen. Andererseits ist der Zugang über einen bekannten und beliebten Sportverein auch eine gute Gelegenheit, Geschichte zu „verlebendigen“ und Kontinuitäten und Brüche zu verstehen. Die MSS Schülerinnen und Schüler der Kurse von Frau Anna Seiter, Herrn Johannes Becker und Herrn Lucas Hoffmann, sowie ein Kurs vom benachbarten OHG waren aufmerksame Zuhörer dieser gelungenen Veranstaltung.
Dr. Dominique Ehrmantraut