Studienreise nach Israel/ Jerusalem
Ein Tagebuch
Eine Kette von einmaligen Ereignissen zieht sich durch diese schöne Fahrt. Es fing schon mit dem Flug nach Tel Aviv an. Unser Pilot hatte seinen letzten Flug vor seinem Ruhestand und wurde auf dem Rollfeld von der Feuerwehr mit reichlich Löschwasser begrüßt – wir auch!
Dieses Jahr fuhren wir in eine geschmückte Stadt ein. Die Juden feiern Sukoth, das Laubhüttenfest, kleine Hütten mit Dächern aus Palmen stehen auf jeder Terrasse, auf Plätzen…in der Stadt konnten wir die orthodoxen Juden ausgelassen tanzen sehen.
Unsere Bleibe war in einem Kloster, Ecce Homo, direkt in der Via Dolorosa. Alle Sehenswürdigkeiten hatten wir von der Terrasse aus direkt vor Augen. Der Ruf des nahen Muezzins unterbrach die Nachtruhe, aber schnell haben wir uns daran gewöhnt.
Das Motto für dieses Jahr lautete: „ Man sieht nur, was man weiß“. An der Klagemauer konnten wir durch die unterschiedliche Kleidung der jüdischen Gläubigen deren Glaubensrichtung erkennen. In ganz unterschiedlich geprägte Synagogen sind wir gegangen und haben damit die Vielfalt des Judentums kennengelernt. Ein Gang durch den Hiskjatunnel führte uns zu den Anfängen der Stadt Jerusalem. An diesem Tag wurden wir nicht nur nass vom Wasser, das im Tunnel steht, sondern auch vom so lange ersehnten Regen, der seit März ausblieb.
Morgens um 5 schläft Jerusalem noch, wir machten uns schon auf den Weg durch die noch menschenleeren Gassen der Altstadt in Richtung Grabeskirche. Auf den Spuren des Christentums in Jerusalem führte uns unser Weg zum Ölberg bis zur Kreuzritterkirche, wieder zurück zur Grabeskirche, diesmal auf das Dach, wo ethiopische Mönche leben. Die ewigen Streitereien der sechs in der Grabeskirche vertretenen Konfessionen fanden auf Grund der Renovierungsarbeiten um das Heilige Grab eine friedvolle und zugleich hoffnungsvolle Ruhephase.
An einem Tag ließen wir den orientalischen Basar und den Ruf der unterschiedlichen Religionen hinter uns und begaben uns zur Festung Massada, einem Symbol der Freiheit. So oft schon im Religionsunterricht gehört, die Schriftrollen von Qumran, natürlich machten wir dort Halt. Erschrocken waren wir über den massiven Rückgang des Toten Meeres, der Wasserstand geht immer weiter zurück, die heilende Wirkung des Salzwassers konnten wir beim Baden erleben. Die Wasserversorgung in dieser Region ist eine der dringlichsten Fragen, das erlebten wir vor Ort ; ein wahres „Wechselbad“ der Gefühle, die Kargheit und die Schönheit.
In einem Kibbuz wurden wir in die Zeit des Anfangs des Staates Israel versetzt, die ideologischen Grundlagen, Land, Teilen, gemeinsames Wirtschaften, friedvolles Zusammenleben…und die heutige Anpassung an die Erfordernisse unserer Zeit.
„ Das Geheimnis der Versöhnung, heißt Erinnerung“. Jad Vashem. Ein Ort des Erinnerns an die Schrecken des Holocaust und ein Ort der Mahnung an uns alle.
Jerusalem als bedeutsamer Ort des Islam war ein weiterer Besichtigungsschwerpunkt. Wir gingen auf den Tempelberg. Die strengen Sicherheitsvorkehrungen zeugen von den Spannungen und Konflikten zwischen Palästinensern und Israelis. Die hohe Mauer, die man um Jerusalem und den palästinensischen Gebieten sieht, stimmt nachdenklich und irgendwie hilflos.
Dann hatten wir Gespräche mit deutschsprachigen Gästen, die uns einen Einblick in ihren Alltag gewährten. Wir trafen zwei Jugendliche von Aktion Sühnezeichen/Friedensdienste, wir wurden durch den Kantor der Erlöserkirche, dem Pfälzer Herrn Göttsche, mit einem Konzert und dem Bericht seiner Erlebnisse über 5 Jahre in dieser besonderen Stadt beschenkt. Der pfälzische Benediktiner schilderte uns die Situation der Christen in Israel.
Natürlich ist das nur ein kleiner Teil der Erfahrungen, Gespräche und Erlebnisse, die wir gemeinsam auf dieser Reise nach Jerusalem hatten.
Zwei Schüler konnte ich auf dem Rückflug „interviewen“, ihre Eindrücke waren von Gegensätzen geprägt: Die herrliche Landschaft mit Wüste und Meer, eine alte Stadt, deren Steine erzählen, feiernde, tanzende orthodoxe Juden, ein Schmelztiegel der Kulturen und Religionen, ein Konfliktherd, von Hass und Unverständnis geprägt und doch ein Ort, dem man wünscht, dass Vernunft und Einsicht in ein friedvolles Miteinander möglich sein müssten.
Was nehmen wir mit nach Hause?
„ Man sieht nur, was man weiß“. Das Wissen um die Geschichte des Landes, der Religionen, der Besonderheit der Gegend und Landschaft. Das Erleben des Alltages aus vielfältiger Sicht und die Erkenntnis der Notwendigkeit einer Verständigung.
Schalom
Dominique Ehrmantraut